Bilinguale Erziehung erfordert von Eltern ein hohes Maß an Disziplin und Ausdauer. Es ist nicht leicht, dereinst gefällte Entscheidungen aufrecht zu erhalten und konsequent mit dem eigenen Sprössling in zwei Sprachen zu kommunizieren. Stammen Elternteile aus unterschiedlichen Kulturkreisen, sollten sich beide in ihrer jeweiligen Muttersprache mit dem Kind unterhalten. Dies stärkt die emotionale Bindung zur Erst- oder Zweitsprache und lässt die Kinder die Notwendigkeit erkennen, jene auch im Alltag zu benutzen. Indes müssen es nicht zwangsläufig Mutter oder Vater sein, die eine andere Sprache sprechen. Um das zweisprachige Heranwachsen gelingen zu lassen reicht es aus, wenn ein Großelternteil, ein Freund der Familie oder eine andere nahestehende Person eine weitere Sprache spricht.
- Jiménez, Inés María (Autor)
- 124 Seiten - 08/01/2015 (Veröffentlichungsdatum) - SchauHoer Verlag (Herausgeber)
Vorteile der bilingualen Erziehung
Wer bereits in jungen Jahren daran gewöhnt ist, für ein und die selbe Sache zwei unterschiedliche Wörter zu kennen, tut sich später leichter eine dritte Sprache zu erlernen. Empirische Beobachtungen haben gezeigt, dass mehrsprachig aufgewachsene Kinder größeres Interesse an anderen Kulturkreisen und weiteren Sprachen zeigen. Spricht die Familie beispielsweise Deutsch und Italienisch, stellen Englisch oder Spanisch keine unüberwindbaren Hindernisse mehr da, stehen sie irgendwann auf dem schulischen Stundenplan. Im späteren Berufsleben macht sich das früh Erlernte und als ganz natürlich hingenommene Sprachengemisch positiv bemerkbar. In einer globalisierten Welt kann es bessere Aufstiegschancen bedeuten, Russisch oder Chinesisch fließend zu sprechen. Das Argument, bilinguale Erziehung führe dazu, dass im Alter beide Sprache nicht richtig beherrscht werden würden, ist falsch. Halten sich Familienmitglieder an Abmachungen und wird mit dem einen Elternteil konsequent Deutsch, mit dem anderen immerzu Slowakisch, Türkisch oder Schwedisch gesprochen, spricht das Kind am Ende beide Sprachen perfekt.
Alltagstauglich, natürlich und lebendig
Zweisprachig zu kommunizieren sollte nichts mit striktem Lernen von Vokabeln oder grammatikalischen Regeln zu tun haben. Beide Sprachen müssen wie selbstverständlich innerhalb des Familienkreises vorhanden sein. Wer unter Druck versucht dem Sprössling die eigenen rudimentär ausgeprägten Englischkenntnisse mitzugeben, verursacht eine kontraproduktive Situation. Spielerisch und ohne künstlich herbeigeführte Sprachbeispiele, nur so gelingt die bilinguale Erziehung im Kindergarten. Deshalb ermuntern Pädagogen in zweisprachigen Einrichtungen die Kinder dazu, beide Sprachen gleichermaßen zu verwenden. Bis zum dritten Lebensjahr geschieht dies häufig in durchmischten Sätzen. Auch fällt es den Kindern in diesem Alter noch schwer rasch zwischen den Sprachen zu wechseln. War gerade noch die ungarisch sprechende Großmutter zugegen, werden die ersten Worte an die Erzieherin häufig noch in jener Sprache gesprochen. Halten Eltern konsequent an ihrem bilingualen Erziehungsmodell fest, macht sich jenes für das Kind im späteren Leben bezahlt. Es parliert und wechselt als Erwachsener ohne Anstrengung zwischen den Sprachen hin und her.
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