Im Laufe seines Lebens kommt jeder mehrmals in die Lage, sich bewerben zu müssen. Dies fängt bei den meisten bereits unmittelbar nach dem Schulabschluss an, wenn es darum geht, eine passende Lehrstelle in einem Ausbildungsberuf zu finden, der möglichst genau den persönlichen Neigungen, Fähigkeiten und Interessen entspricht.
- Bewerbungscoach, Der (Autor)
- 109 Seiten - 03/07/2020 (Veröffentlichungsdatum) - Independently published (Herausgeber)
Später ist es entweder ein Jobverlust oder der Wunsch nach einer beruflichen Verbesserung, der zu einer beruflichen Neuorientierung führt. In dieser Situation sollte es nicht nur darum gehen, eine Bewerbung zu schreiben, sondern auch eine genaue Ist-Soll-Analyse der persönlichen und beruflichen Situation durchzuführen. Dabei sollte auch die Frage geklärt werden, ob eine neue berufliche Tätigkeit im bisher ausgeübten Beruf angestrebt werden soll oder ob es besser wäre, etwas völlig Neues auszuprobieren. Eventuell kann auch eine Weiterbildung oder eine Umschulung dabei helfen, die Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz deutlich zu erhöhen.
Manchmal steht hinter einer Bewerbung aber auch ganz einfach der Wunsch, einmal etwas Anderes auszuprobieren oder die eigenen Chancen auf dem freien Arbeitsmarkt zu testen. Letzteres könnte vor allem dann bedeutsam sein, wenn Sie sich schon längere Zeit auf dem gleichen Arbeitsplatz befinden.
Was auch immer die Gründe für eine Bewerbung sein mögen, in jedem Fall kommt es darauf an, dass Sie sich richtig bewerben können und dass Sie dabei vor allem wissen, wie Sie eine Bewerbung zu schreiben haben. Schon das Deckblatt einer Bewerbung kann darüber Ausschlag geben, ob Sie die ausgeschriebene Stelle bekommen oder nicht. Wenn das Bewerbungsanschreiben fehlerhaft ist oder wenn wichtige Unterlagen fehlen, werden Sie in der Regel gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Hier haben Sie nur dann eine Chance, wenn sowohl die inhaltlichen als auch die formellen Anforderungen an eine Bewerbung erfüllt werden.
Richtig bewerben bedeutet, dass für den Arbeitgeber der Wille erkennbar sein muss, dass Sie die Stelle bekommen. Worauf es außerdem noch ankommt und welche konkreten Erwartungen an die Bewerber gestellt werden, hängt zu einem ganz erheblichen Teil von der zu besetzenden Stelle und vom Unternehmen selbst ab. Deshalb lohnt es sich vor einer Bewerbung immer, hier bereits im Vorfeld genaue Erkundigungen einzuholen. Dies geht natürlich nur so weit, wie Ihnen das möglich ist.
Grundsätzlich legen alle Unternehmen großen Wert darauf, dass nicht nur die fachlichen Fähigkeiten, sondern auch die Persönlichkeitsmerkmale des Bewerbers genau zum Unternehmen und zur ausgeschriebenen Stelle passen. Gern gesehene Eigenschaften sind Selbstständigkeit, Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Wer diese Eigenschaften in der Vergangenheit bereits unter Beweis stellen konnte, hat in der Regel gute Chancen bei der Bewerbung. Auf der formalen Seite legen die meisten Arbeitgeber großen Wert auf ein gutes Bewerbungsfoto, einen korrekten, meist tabellarischen Lebenslauf sowie auf ein fehlerfreies Bewerbungsanschreiben. Wichtige Inhalte des Bewerbungsanschreibens dürfen niemals den im Lebenslauf gemachten Aussagen widersprechen.
Bei den Bewerbern um einen Ausbildungsplatz wird es darüber hinaus vor allem auf gute Schulnoten und bei den Bewerbern um eine Arbeitsstelle auf ein gutes Arbeitszeugnis des letzten Arbeitgebers ankommen. Bei Lücken im Lebenslauf ist es entscheidend, diese möglichst gut zu kaschieren oder aber entsprechend zu erklären. Bei Hochschulabsolventen legen die Unternehmen in der Regel großen Wert auf ein zügig abgeschlossenes Hochschulstudium und gute Noten.
Stellenangebote interpretieren: So lesen Sie Anzeigen richtig
Bevor Sie daran gehen, ein Bewerbungsschreiben zu formulieren, ist es unbedingt erforderlich, dass Sie die Stellenanzeigen richtig interpretieren. So können Sie bereits im Voraus klären, ob Sie überhaupt als Bewerber für die entsprechende Stelle infrage kommen. Ganz wichtig ist es, ein Bewerbungsanschreiben erst dann ins Auge zu fassen, wenn Sie geklärt haben, was Sie wollen und was nicht. Außerdem sollten Sie sich bewusst machen, was Ihre Talente und Stärken, aber auch was Ihre Schwächen sind, denn was nützt es Ihnen, wenn Sie sich um eine auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt sehr gefragte Tätigkeit bewerben, Ihnen aber dafür die persönliche Eignung fehlt. In diesem Falle dürfte Ihre Bewerbung kaum von Erfolg gekrönt sein und wenn doch, werden Sie an ihrer neuen beruflichen Tätigkeit vermutlich keine Freude haben.
Neben der Analyse Ihrer eigenen Fähigkeiten ist auch eine genaue Analyse des Arbeitsmarktes und des jeweiligen beruflichen Umfeldes wichtig. Wenn Sie verschiedene Stellenanzeigen auswerten, kommt es ganz besonders darauf an, herauszufinden, welche Erwartungen die einzelnen Unternehmen an die Bewerber stellen. Ist dies alles geklärt, können Sie daran gehen, Ihre Bewerbung, Online Bewerbung oder E-Mail Bewerbung möglichst optimal auf die einzelnen Anforderungen einzustellen. Jede Stellenanzeige kann generell in fünf unterschiedliche Informationsblöcke unterteilt werden.
An erster Stelle stehen dabei Informationen zum Unternehmen, zur Größe, zur Branche, zum Standort und zur Reichweite, aber zum Beispiel auch darüber, ob eine nationale oder gar internationale Ausdehnung des Unternehmens besteht. Anschließend folgen konkrete Informationen zur zu besetzenden Stelle einschließlich der vom Stelleninhaber künftig zu erfüllen Aufgaben. In den meisten Fällen erfolgt diese Beschreibung jedoch aus Platzgründen nur in Kurzform. Hier sollte bereits ein genauer Abgleich mit der eigenen Leistungsbilanz erfolgen. Dieser Schritt kann dabei helfen, eventuelle Parallelen zwischen dem eigenen Können und den Anforderungen des Arbeitgebers zu finden. An dritter Stelle formulieren die Arbeitgeber ihre konkreten Erwartungen an die künftigen Bewerber.
Die Anforderungen an den Wunschkandidaten können dabei unterteilt werden in Muss- und in Kann-Anforderungen. Die Muss-Anforderungen sind dabei grundsätzlich ohne Wenn und Aber zu erfüllen, bei den Kann-Anforderungen gibt es hingegen viele Differenzierungen. Hierbei sollten Sie wissen, dass sich eine Bewerbung oft auch dann noch lohnen kann, wenn Sie nur einige der Kann-Anforderungen erfüllen. Dies trifft jedoch niemals auf die Muss-Anforderungen zu. Hierbei gilt der Grundsatz, dass eine Bewerbung immer dann zwecklos ist, wenn Sie nur eine dieser Muss-Anforderungen nicht erfüllen.
Der vierte Teil der Stellenanzeige umfasst Angaben darüber, welche konkreten Leistungen das Unternehmen dem Stellenbewerber zu bieten hat. Diese Angaben können sich sowohl auf die Einarbeitungszeit als auch auf verschiedene Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten beziehen. Am Ende jeder Stellenanzeige finden sich schließlich die Kontaktmöglichkeiten mit dem Unternehmen. Unter diesem Punkt ist die Adresse und der Name eines konkreten Ansprechpartners für alle Bewerber zu finden. Oft wird hier auch mitgeteilt, ob eine eventuelle E-Mail Bewerbung oder eine Online Bewerbung möglich ist. Ist dies der Fall, wird die E-Mail Adresse des Unternehmens mit angegeben. Eine gründliche Auswertung jeder Stellenanzeige ist Voraussetzung für eine passende Bewerbung. Ist alles geklärt, kann es an das Bewerbungsanschreiben und an das Deckblatt für die Bewerbung gehen.
Anlagen
Zu jeder guten und vollständigen Bewerbung gehören auch entsprechende Anlagen. Dabei wird es sich in der Regel vor allem um die unterschiedlichsten Zeugnisse handeln. Diese können grob unterteilt werden in Arbeitszeugnisse, Zwischenzeugnisse, Tätigkeitsbeschreibungen, Zeugnisse der Berufsausbildung sowie sonstige Zeugnisse und Leistungsnachweise. Alle diese Zeugnisse sollen Ihre Fähigkeiten und Qualifikationen sichtbar und eindeutig dokumentieren können. Bei einem Bildungsabschluss gilt dabei der Grundsatz, dass dieser umso interessanter ist, je höher und aktueller er ist.
Arbeitsproben sind in einigen Branchen durchaus üblich, sollten aber von Ihnen nur dann angefertigt werden, wenn sie vom künftigen Arbeitgeber ausdrücklich gewünscht werden. Am häufigsten werden sie in kreativen oder wissenschaftlichen Berufen gefordert. Auch Handschriftenproben oder Referenzen gehören nur dann in Ihre Bewerbungsmappe, wenn Sie ausdrücklich darum gebeten werden. Wenn Sie sich richtig bewerben wollen, ist die Einhaltung dieser Grundsätze sehr wichtig.
Bei jeder Bewerbung müssen Sie sich ganz genau überlegen, ob Sie nur einfache oder lieber qualifizierte Arbeitszeugnisse beilegen. Einfache Arbeitszeugnisse enthalten meist nur Angaben zur Person sowie zur Art und zur Dauer der Beschäftigung. Sie geben jedoch keinerlei Infos zu den übertragenen Aufgaben, zu den ausgeführten Tätigkeiten oder zur Leistungsbewertung.
Qualifizierte Arbeitszeugnisse enthalten hingegen alle detaillierten Angaben zu den Arbeitsbereichen und zur Beurteilung der Leistungen. Dabei wird der Grad der Zufriedenheit des Arbeitgebers mit dem Arbeitnehmer in Schulnoten ausgedrückt. Besonders wichtig ist es dabei, dass Sie den Geheimcode der Arbeitgeber kennen.
Die Note Eins wurde immer dann vergeben, wenn der Arbeitgeber schreibt, dass der Arbeitnehmer alle ihm übertragenen Aufgaben stets zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt hat. Die Note Zwei bedeutet, dass er alle Aufgaben stets zur vollen Zufriedenheit ausgeführt hat. Bei der Note Drei tat er dies nur noch zur vollen Zufriedenheit. Wenn nur noch die Formulierung vorhanden ist, dass der Arbeitnehmer seine Aufgaben zur Zufriedenheit des Arbeitgebers erfüllt hat und wenn dies weder zur vollsten noch zur vollen Zufriedenheit war, dann können Sie davon ausgehen, dass es sich bei diesem Arbeitszeugnis nur um die Note Vier handelt. Wenn der Arbeitgeber im Großen und Ganzen zufrieden war, hat er lediglich die Note Fünf vergeben und wenn sich der Arbeitnehmer bemüht hat, heißt dies ganz konkret, dass er nur eine ungenügende Leistung erbracht hat.
Auch weitere Formulierungen im Zeugnis unterliegen oft einem besonderen Geheimcode. Eine gesellige Person, die zur Verbesserung des Betriebsklimas beigetragen hat, ist zum Beispiel niemand anderes als ein Arbeitnehmer der oft und übermäßig dem Alkohol zugesprochen hat. Großes Selbstbewusstsein im Arbeitszeugnis bedeutet in der Realität vor allem Überheblichkeit.
Grundsätzlich ist es sehr wichtig, dass Sie mit diesen Geheimcodes vertraut sind. Nur so können Sie die einzelnen Formulierungen in Ihrem Arbeitszeugnis richtig deuten. Sind Sie mit den Inhalten Ihres Arbeitszeugnisses nicht einverstanden, haben Sie das Recht, sich dagegen zu wehren.
Wenn Sie sich derzeitig in einem festen und ungekündigten Arbeitsverhältnis befinden und Sie nicht möchten, dass Ihr derzeitiger Arbeitgeber von Ihren Wechselabsichten Kenntnis erlangt, verfügen Sie in der Regel auch über kein Arbeitszeugnis oder Zwischenzeugnis. Hier können Sie dann auch eine Tätigkeitsbeschreibung beilegen. Diese muss grundsätzlich immer von Ihnen selbst verfasst werden.
Weitere Nachweise, die Sie Ihrer Bewerbung beilegen können, sind zum Beispiel Zeugnisse über verschiedene Fort- und Weiterbildungen, über Sprach- und Computerkenntnisse oder Nachweise über besondere soziale Kompetenzen.
Bildquelle: © Benjamin Thorn – Fotolia.com
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