Akne ist eine der am meisten verbreiteten Hautkrankheiten. 85 % der Menschen in Deutschland haben mindestens einmal im Leben typische Symptome wie Hautrötungen und Schwellungen erlebt. Sie als Pubertäts-Pickel abzutun, ist falsch. Spätakne – nach dem zwanzigsten Lebensjahr – betrifft immerhin noch jeden Vierten. Akne entsteht nicht nur im Gesicht, sondern kann sich auch auf Hals, Nacken, Brust und Rücken erstrecken. Dafür verantwortlich sind Umstellungen im Hormonhaushalt, aber auch die Pflege der Haut und die Ernährung.
- Riedl, Dr. med. Matthias (Autor)
- 192 Seiten - 09/10/2019 (Veröffentlichungsdatum) - ZS Verlag GmbH (Herausgeber)
Klinische Akne mit dem Arzt besprechen
Akne hat im Wesentlichen vier Ursachen, die auch zusammenwirken können: Die Drüsen produzieren zu viel Talg, dieser gelangt durch eine Verhornung der Drüsengänge nicht nach außen. Ein Bakterium (Cutibacterium acnes) findet dadurch gute Bedingungen für seine Vermehrung, und es gibt Hautprobleme wie Pusteln und Knötchen als Folge einer Entzündungsreaktionen durch Immunzellen. Etwa 40 % der Spätakne-Patienten erkranken so schwer, dass sie ärztliche Hilfe brauchen. Mit einem Rezept kann man ein Antibiotikum gegen Akne kaufen. Das gibt es entweder als Tabletten oder, für die äußerliche Anwendung, in Form von Creme oder Gel. Dadurch werden Nebenwirkungen auf die Darmflora minimiert, allerdings sind die Medikamente zur inneren Anwendung bei vielen Akne-Patienten wirksamer, in der Art einer Soforthilfe gegen Pickel. Je nach Ursache der Erkrankung ist es aber nicht unwahrscheinlich, dass die Akne nach Ende der Behandlung wieder zurückkehrt – häufig jedoch deutlich weniger ausgeprägt. Alternativ zu Antibiotika ist auch eine Behandlung mit Hormonpräparaten möglich. Das wirksamste Mittel ist Isotretinoin. Da es erhebliche Nebenwirkungen hat und bei einer Schwangerschaft das ungeborene Kind schädigt, ist hier eine umfassende ärztliche Beratung und auch einige Monate nach der Einnahme noch eine sichere Verhütung erforderlich.
Ernährung als wichtiger Faktor
In leichteren Fällen helfen auch Hausmittel. Zur natürlichen Hautpflege eignen sich Aloe Vera mit entzündungshemmender Wirkung sowie Apfelessig, der mit Wasser im Verhältnis 1:3 oder 1:4 verdünnt die Poren von Bakterien reinigt. Teebaumöl wird wie Aloe Vera als Entzündungshemmer empfohlen, kann aber starke allergische Reaktionen auslösen. Deshalb ist hier Vorsicht geboten. Außerdem ist Öl auf Akne generell problematisch. Trockene Heilerde ist besser geeignet, um überschüssigen Talg aufzunehmen und das Hautbild zu verbessern. Dampfbäder reinigen gut, weil Wärme die Poren öffnet. Damit dringen aber zugleich die Entzündungen bis zur Oberfläche durch. Verursachen die Pickel Schmerzen, ist Kühlen besser als eine Behandlung mit Wärme. Die Wirkung der Ernährung auf Akne wird oft überschätzt. Zu Obst und Gemüse raten Mediziner bei fast jeder Gelegenheit, Akne macht da natürlich keine Ausnahme. Gestrichen werden aus dem Speiseplan Gerichte wie Pommes frites mit Mayonnaise wegen der hochgesättigten Fettsäuren, außerdem Lebensmittel wie Schokolade und Cornflakes aufgrund der speziellen Art der Kohlenhydrate. Allerdings sind auch zahlreiche Menschen, die sich ausgewogen ernähren und auch sonst gesund leben, von der Hautkrankheit betroffen. Wer Pickel hat und ungesund isst, kann jedoch im ersten Schritt eine Ernährungsumstellung ausprobieren, die durchaus zu einer besseren Haut führen kann.
Finger weg
Eine übertriebene Behandlung schadet der Haut. Das betrifft nicht nur die Versuchung, Pickel auszudrücken. Auch grobes Peeling ist schädlich. Pickel lassen sich nicht einfach wegwaschen. Stattdessen werden die Bakterien großflächig verteilt und führen so zu weiteren Entzündungen. Vorbeugend hat Peeling dagegen Sinn, denn der Talg kann besser abfließen, wenn die Poren nicht durch alte Hautpartikel verstopft sind. Betroffene müssen letztendlich ausprobieren, welche Produkte ihrer Haut guttun und welche hingegen zu noch mehr Entzündungen führen. Empfehlenswert sind häufig speziell gegen Akne entwickelte Reinigungsprodukte aus der Apotheke sowie (nicht zu dick aufgetragene) Cremes mit Urea. Der künstlich produzierte Harnstoff unterstützt die Haut beim Lösen von Verhornungen und dem Abbau von Schuppen, was in der Folge zu weniger Pickeln führt. Zur Behandlung von Narben, die durch Akne entstanden sind, können Ärzte ein Peeling mit speziellen Säuren durchführen und die Narben durch Injektionen, anhebende Operationen oder mit Laser behandeln. Woran viele Menschen, die unter Akne leiden, nicht denken: Wie oft wechselt das Handy täglich von der Hand ins Gesicht? Da ist es eine gute Idee, es regelmäßig zu reinigen – übrigens auch wegen möglicher Schmierinfektionen mit dem Corona-Virus. Unterwegs sind gebrauchsfertige Reinigungstücher für Hände und Flächen am praktischsten. Sie sollten in Bezug auf Akne mindestens bakterizid (gegen Bakterien) sein, unter den aktuellen Umständen am besten sogar in die Wirksamkeitsklasse „begrenzt viruzid“ gehören.
Fazit
Akne-Patienten müssen bei der Therapie nicht selten einen langen Atem haben. Vielen hilft eine Kombination aus – gegebenenfalls ärztlich verordneten – Medikamenten, einer gesunden Ernähr- und Lebensweise sowie einer individuell angepassten Hautpflege. Wenngleich nicht bei jedem die Pickel ganz verschwinden, tragen diese Maßnahmen immerhin meist zu einem deutlich verbesserten Hautbild bei.
Bild: Bigstockphoto.com / New Africa