Nickelallergie – welche Ohrringe kann ich tragen?

Die Zahl der Menschen, die an Nickeldermatitis leiden, wird in Deutschland auf zwei bis fünf Millionen geschätzt. Die durch Nickel ausgelöste Reaktion ist damit die häufigste Kontaktallergie. Eine Nickeldermatitis macht sich bemerkbar durch Hautreizungen, Juckreiz, Rötungen und Bläschen.

Deswegen gibt es sogar Diskussionen, Nickel in unseren Ein- und Zwei-Euro-Münzen zu reduzieren oder zu entfernen. Betroffene können versuchen, den Kontakt zu vermeiden oder Handschuhe tragen. Aber wie sieht es mit Schmuck aus? Musst du bei einer Nickelallergie auf Ohrringe verzichten? Nein – es gibt viele gut verträgliche Alternativen!

Welche Gesundheitsgefahren gehen von Nickel aus?

Nickel ist günstig, leicht zu verarbeiten und hat eine hohe chemische Beständigkeit. Deshalb wird es als Nickelmetall oder Legierung häufig eingesetzt. Neben den erwähnten Münzen kommt es auch als Beschichtung von Edelstahl, bei Batterien, Sanitärarmaturen, zur Grüntönung von Glas und eben auch in Schmuck vor. Allerdings begrenzt die EU seit 1994 zur Eindämmung der Risiken einer Nickelempfindlichkeit die Verwendung von Nickel bei Produkten, die längere Zeit mit der Haut in Berührung kommen. Das betrifft Ohrstecker ebenso wie zum Beispiel Ketten, Gehäuse von Armbanduhren und Brillengestelle. Noch strenger sind die Vorschriften, wenn Nickel durch die Atemwege oder mit der Nahrung aufgenommen werden könnte. Nickelmetall und viele Nickelverbindungen gelten zumindest bei längerer Exposition als krebserzeugend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend.

Nickelallergie – welche Ohrringe kaufen?

Die gesetzlichen Beschränkungen haben dazu geführt, dass du viele Ohrstecker, Ohrhänger und Creolen kaufen kannst, die als nickelfrei zertifiziert sind oder aus Materialien bestehen, die in der Regel keine allergische Reaktion auslösen. Weißt du von deiner Ohrringallergie, wende dich an ein Fachgeschäft oder einen vertrauenswürdigen Online-Shop. Schaue auch in die Bewertungen anderer Kunden, die ebenfalls auf Nickel reagieren. Hier kannst du nachlesen, wie deren Erfahrungen mit bestimmten Produkten sind.

Erfahrungsgemäß lösen die folgenden Materialien keine Unverträglichkeit der Ohrringe aus:

  • Edelmetalle: Gold ab 14 Karat und Platin sind von Natur aus nickelfrei und somit gut verträglich.
  • Titan: Dieses Metall ist leicht, korrosionsbeständig und verursacht in der Regel keine Allergien.
  • Edelstahl: Achte darauf, dass der Edelstahl chirurgisch und mit dem Siegel „nickelfrei“ gekennzeichnet ist. Edelstahl kann zwar kleine Mengen Nickel enthalten, dieser ist aber so gebunden, dass er keine Allergie auslöst.
  • Niob, ein seltenes, hypoallergenes Metall, wird neuerdings in der Schmuckherstellung verwendet. Es ist in seiner natürlichen Form silberfarben, kann aber durch Anodisieren gefärbt werden.
  • Ohrringe aus Keramik (Porzellan) sind nicht nur außergewöhnlich, sondern auch hypoallergen.
  • Holz und andere Naturmaterialien sind ebenfalls gut geeignet für empfindliche Ohrlöcher.
  • Spezielle Kunststoffe wie PTFE (Polytetrafluorethylen) oder Bioflex sind nickelfrei und hypoallergen, was sie zu einer komfortablen Wahl macht.

Alternativ kann nickelhaltiger Schmuck so beschichtet sein, dass die Haut nur mit der unproblematischen Beschichtung in Kontakt kommt. Meiden solltest du dagegen Schmuck aus Legierungen, wenn die Zusammensetzung des Materials nicht hundertprozentig klar ist. Legierungen enthalten nämlich häufig zumindest kleine Anteile Nickel, was zwar vielen Menschen keine Probleme bereitet, bei einer Nickelallergie aber Symptome auslösen kann.

Tipps für den Alltag

Die Pflege deiner Ohrringe ist nicht nur entscheidend, um Lebensdauer und Glanz zu erhalten. Besonders für beschichteten Schmuck gilt, dass die schützende Barriere zwischen Haut und Nickel intakt bleiben muss. Regelmäßiges Reinigen mit einem weichen Tuch und mildem Seifenwasser entfernt Schmutz und Öle. Lagere deine Ohrringe in einem weichen Beutel oder einer Schmuckschatulle, um Kratzer und Beschädigungen zu vermeiden. Vermeide es, deine Ohrringe unnötig Chemikalien wie Parfüm, Haarspray oder Haushaltsreinigern auszusetzen. Wechsle die Ohrringe regelmäßig, damit deine Haut atmen kann.

Hier hilft der Arzt

Bei starken allergischen Reaktionen wird eine ärztlich verordnete cortisonhaltige Creme Linderung verschaffen. Arzt oder Ärztin können auch einen Epikutantest (Pflastertest) durchführen. Hierbei werden spezielle Pflaster mit den zu testenden Allergieauslösern auf die Haut geklebt. Nach einigen Tagen zeigt die Hautreaktion, ob tatsächlich eine Nickelallergie die Probleme mit den Ohrringen verursacht.

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