Ohrloch stechen für Kinder

Stell‘ dir vor, dein Kind kommt aus der Schule oder Kita mit dem dringenden Wunsch nach einem Ohrstecker nach Hause. Nein, ein Ohrclip reicht nicht, es muss ein richtiger Stecker sein. Droht hier ein Kampf? Das muss nicht sein.

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Mit den richtigen Tipps und der nachfolgenden Pflege ist das Ohrloch stechen für Kinder ein überschaubares Risiko. Vor mehr als zehn Jahren lehnte der Deutsche Bundestag ein Verbot des Ohrlochstechens bei Kindern unter sieben Jahren ab. Die Abgeordneten sahen mehrheitlich die körperliche und seelische Gesundheit des Kindes nicht gefährdet. Und Hand aufs Herz – wann hattest du erstmals den Wunsch nach schönen Ohrringen?

Ab welchem Alter können Ohrlöcher gestochen werden?

Das Kind sollte Verständnis dafür haben, dass das Stechen eines Ohrlochs mit Schmerzen verbunden sein kann. Außerdem muss es in der Lage sein, sich in der Zeit danach richtig zu verhalten und sich um die Versorgung der Wunde zu kümmern – dazu später mehr. Ab etwa 14 Jahren dürfte das problemlos der Fall sein. Bei jüngeren Kindern kommt es auf den Entwicklungsstand an. Auf jeden Fall müssen Eltern oder andere Sorgeberechtigte bei der Aktion anwesend sein, ein bloßes schriftliches Einverständnis reicht nicht aus.

Wie hoch sind die Kosten?

Was kostet das Ohrloch stechen bei Kindern? Keine Sorge: die „Investition“ hält sich in Grenzen. Beim Juwelier zahlst du vielleicht nur 5,- Euro, weil er an den gleichzeitig verkauften Ohrsteckern verdient. Der Preis dafür ist natürlich abhängig vom ausgewählten Ohrschmuck. Ein Piercing-Studio hat eine geringere Gewinnspanne beim Schmuck und nimmt zum Beispiel 25,- Euro. Etwas oberhalb dieser Größenordnung dürfte die Rechnung einer Arztpraxis liegen, dafür sind aber eine lokale Betäubung und ein medizinischer Ohrstecker schon enthalten.

Entscheidend sollten aber nicht die Kosten sein, sondern dein Vertrauen in die Hygiene und die Erfahrung des Studios oder der Praxis. Das kann einen Zielkonflikt bedeuten. Die sterile Nadel beim HNO ist sicher hygienischer als eine nicht ausreichend desinfizierte und im Vergleich zur Nadel sogar stumpfe Ohrloch-Pistole. Mit einer Nadel durchstochenes Gewebe wird weniger stark geschädigt und heilt deshalb schneller ab. Aber dafür sind Ohrlöcher Tagesgeschäft des Piercers, dem Arzt bzw. seinem Personal fehlt dagegen die Routine. Erkundige dich nach den Erfahrungen anderer Eltern, folge gegebenenfalls deren Empfehlungen.

Welcher Ohrschmuck ist geeignet?

Das am häufigsten auftretende Problem ist eine Nickel-Allergie. „Chirurgenstahl“ klingt zwar absolut sauber, aber in Wahrheit enthält diese Legierung mehr als 0,05 % Nickel und kann deshalb zu allergischen Reaktionen führen. Auch günstiger Schmuck, der mit dem Hinweis „Oberfläche nickelfrei“ angeboten wird, ist nur geeignet, wenn keine Allergie gegen Nickel besteht. Denn die Oberfläche ist nur dank eines aufgetragenen Lacks nickelfrei. Geht dieser mit der Zeit verloren, kommt der Körper mit dem nickelhaltigen Metall in Berührung. Selbst Gold und Silber sollten erst nach dem Abheilen der Ohrlöcher getragen werden, nicht als Erstschmuck. Titan ist eine nickelfreie Alternative.

Wie geht es nach dem Ohrloch stechen weiter?

Vier bis sechs Wochen sollte der Erststecker permanent im Ohr bleiben. Und zwar auch nachts und beim Haarewaschen (auf das man in den ersten drei Tagen am besten ganz verzichtet, danach mit sehr mildem Shampoo beginnt). So interessant der neue Schmuck auch sein mag – du solltest deinem Kind klarmachen, dass es nicht daran herumspielen darf, vor allem nicht mit schmutzigen Händen. Der oft gehört Rat, der Ohrstecker müsse regelmäßig gedreht werden, ist falsch. Das Drehen würde nur dazu führen, dass frisch verheilte Wunden wieder aufreißen. Ein Ohrstecker wird trotzdem nicht festwachsen, er lockert sich mit der Wundheilung von selbst. Krusten an der Wunde werden zwei Mal täglich per Wattestäbchen (nur in warmes Wasser getaucht) entfernt. In der Apotheke wird man dir ein Desinfektionsmittel empfehlen, das die Wunde nicht aufweicht, aber auch nicht zu stark austrocknet. Achte darauf, dass solche Mittel nicht in den Gehörgang gelangen.

Bild: Bigstockphoto.com / Simol1407

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