Maria Montessori würde sich wohl im Grab umdrehen, wenn sie sehen müsste, was auch in diesem Jahr wieder an Plastikmüll auf dem Gabentisch landet. Dabei ist es gar nicht so schwer, wertvolles Kinderspielzeug zu finden, das nicht nur den damaligen Ansprüchen der Montessoripädagogik genügt, sondern auch heutige Erkenntnisse zur gesunden kindlichen Entwicklung aufgreift.
Was bedeutet Feinmotorik?
Während Grobmotorik die Fähigkeit bezeichnet, die Bewegungen großer Muskeln in Armen, Beinen und Füßen zu koordinieren, meint Feinmotorik die Abläufe in Händen, Fingern und Zehen.
Wie entwickelt sich Feinmotorik?
Das erste Greifen nach Objekten (zum Beispiel deinem Finger) ist mit viel Mühe und Konzentrationsaufwand verbunden. Aber mit der Zeit werden die Abläufe flüssiger, selbstverständlicher und ungezwungener. Wie schnell das geht, ist von Kind zu Kind verschieden. Der folgende Zeitablauf bietet deshalb nur grobe Anhaltspunkte:
- Im ersten Lebensmonat kann das Baby nicht viel mehr, als eine Faust machen. Damit kann es zwar Gegenstände festhalten, aber nicht wirklich etwas damit anfangen.
- Das ändert sich meist bis zum dritten Monat. Ein Gegenstand, in die offene Hand gelegt, wird gepackt und zum Beispiel zum Mund geführt (aber dann auch schnell wieder fallen gelassen).
- Ab dem vierten bis zum siebten Monat wirst du wahrscheinlich die nächsten Entwicklungsschritte beobachten: Das Handgelenk wird gedreht, um einen Gegenstand zu betrachten, zum Aufheben von Sachen werden die Hände wie eine Schaufel benutzt.
- In der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres werden dir am meisten die Fortschritte der Grobmotorik auffallen – Krabbeln, Sitzen die ersten Gehversuche. Achte aber auch auf die Feinmotorik: Das Kind greift mit Daumen und Zeigefinger, hält Gegenstände bewusst fest oder lässt sie fallen. Das passiert nicht, um die Eltern zu ärgern, sondern um das Prinzip „Ursache und Wirkung“ zu erforschen.
- Umblättern von Buchseiten, Bauen mit Holzklötzen, erste Malversuche bestimmen das zweite Lebensjahr. Und so geht es weiter: Halten eines Trinkbechers, Essen mit Besteck, Bedienen von Schraubverschlüssen, An- und Ausziehen, Zähneputzen sind weitere Meilensteine.
Mache dir keine Sorgen, wenn gleichaltrige Kinder schon etwas mehr können. Vor allem solltest du der Versuchung widerstehen, dein Kind mit zu komplizierten Übungen zu überfordern.
Welche Defizite gibt es?
Bei der Einschulung stellen Grundschullehrer immer häufiger fest, dass den Erstklässlern grundlegende feinmotorische Fähigkeiten fehlen, zum Beispiel zum Halten eines Stifts. Ein „Erfolg“ von Touchscreen und Wischgesten? Sicher, der Umgang mit digitalen Medien ist zur Kulturkompetenz geworden. Aber der Rest darf nicht vernachlässigt werden.
Welches Spielzeug fördert die Feinmotorik?
Du kannst mit altersgerechtem Montessori-Spielzeug die Feinmotorik deines Kindes gezielt fördern. Montessoripädagogik verfolgt das Prinzip „Hilfe zum Selbermachen“ – und genau so ist das Spielzeug aufgebaut. Es fördert Selbstbewusstsein und Konzentration, das Spielen damit bringt immer einen Lerneffekt mit. Im gut sortierten Spielzeugladen im Internet findest du eine Auswahl mit passenden Altersempfehlungen:
- Ab dem vollendeten ersten Lebensjahr bieten Steckspiele, Holzbausteine und Stapelbecher das passende Training.
- Ein Jahr weiter, und du kannst Mal- und Bastelsachen einsetzen.
- Ab dem dritten Jahr sind Puzzles oder Anziehpuppen (Knöpfe, Reißverschlüsse) eine Herausforderung.
- Weiter geht es mit Brett- und Kartenspielen, für die eine sichere Hand erforderlich ist.
Montessori-Produkte sind aus unschädlichen (Natur-)Materialien wie Holz oder Filz, kommen in natürlichen Formen und Farben daher und sollten unter ethisch einwandfreien Arbeitsbedingungen gefertigt werden. „Montessori“ ist allerdings kein geschützter Begriff oder Markenname – achten Sie beim Kauf darauf, dass es sich um Lernspielzeug nach Montessori-Art handelt.
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