Babyentwicklung im ersten Jahr

Mutter und Baby

Innerhalb eines Jahres entwickelt sich ein Kind unheimlich weiter. Während es kurz nach der Geburt kaum die Augen öffnen konnte und fast den ganzen Tag schlief, lächeln uns Einjährige mit ihren süßen Zähnchen an, wollen ein Türmchen bauen und versuchen bereits mit dem Löffel zu essen. Von der Geburt bis zum ersten Geburtstag lernt das Kind sich selbstständig fortzubewegen, beginnt seine Sprache zu entdecken, findet Geschmack an bestimmten Nahrungsmitteln und zeigt gerne, welche Personen ihm besonders am Herzen liegen. Während der einzelnen Vorsorgeuntersuchungen der Babys kontrollieren Ärzte sorgfältig die körperliche und geistige Entwicklung der Wonneproppen und geben den Eltern auch Tipps, wie sie gewisse Fertigkeiten und Bewegungsabläufe der Kinder noch besser fördern können.

Babyjahre: Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren
  • Largo, Remo H. (Autor)
  • 576 Seiten - 01/11/2019 (Veröffentlichungsdatum) - Piper Taschenbuch (Herausgeber)

Die ersten drei Monate

Die ersten drei Lebensmonate eines Kindes sind für die Eltern sicherlich besonders spannend, denn man beobachtet das Baby sehr sorgfältig und bemerkt sofort die nur kleinste Veränderung und nahezu jeden Entwicklungsschritt.

Das erste gezielte Lächeln, ein wütendes Strampeln, die ersten Laute – dies und noch viel mehr sind kennzeichnend für die Entwicklung eines Kleinkindes in den Monaten 1-3.

Kurz nach der Geburt verliert das Baby etwas an Gewicht, was jedoch völlig normal ist und nicht besorgniserregend. Bereits ab der dritten Woche nimmt es dann kontinuierlich so um die 150 Gramm in der Woche zu und wird kräftiger. Die Haut wird glatter und rosiger, die Haare wachsen und der Hunger wird von Tag zu Tag größer. Die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen U3 (um die fünfte Lebenswoche) und U4 (im dritten Lebensmonat) stehen in dieser Lebensphase des Kindes an und sollten keinesfalls versäumt werden. Hier werden wichtige Körperfunktionen des Kindes kontrolliert und Impfungen vorgenommen. Es sollte also rechtzeitig ein Termin beim Kinderarzt vereinbart werden.

Schon im ersten Monat kräftigen sich die Muskeln im Körper des Babys sichtlich. Auch die Knochen werden stabiler und das Baby beginnt immer mehr den eigenen Körper zu kontrollieren. Während kurz nach der Geburt noch Reflexe sämtliche Bewegungsabläufe bestimmt haben, sind es nun die Sinne und Muskeln, die für gewisse Handlungen verantwortlich sind. Das Kind versucht mehr und mehr den Kopf anzuheben, schafft es jedoch nicht über einen längeren Zeitraum. Es ist wichtig, dass Eltern das Köpfchen immer gut stützen und das Baby auch nicht über längere Zeit in Sitzposition halten.

Ab dem zweiten Monat im Leben des Kleinkindes wird gestrampelt, was das Zeug hält. Babys lieben das Zappeln und benötigen daher viel Bewegungsfreiheit. Zu enge Kleidung wäre in diesem Alter daher nicht angebracht. Eltern sollten ihren Nachwuchs auch ruhig einmal für einige Minuten ohne Windel ordentlich strampeln lassen. Es kommt vor, dass der kleine Zappelphilipp sich auf die Seite dreht, deswegen den Nachwuchs nie aus den Augen verlieren und auch keine spitzen Gegenstände in der Nähe haben.

Ein zwei Monate altes Kind liebt sogar schon das Spielen. Es kann Kontraste und Geräusche erkennen und quietscht vergnügt, wenn sie ein Mobile sehen oder der Papa mit einer roten Pappnase ein Liedchen trillert. Es erkennt bereits die Stimmen seiner Eltern und Geschwister und weiß, von wem es die meiste Aufmerksamkeit bekommen kann. Das Baby greift in dieser Lebensphase gerne nach einem Finger und lächelt Personen an, jedoch sind diese Handlungen nicht gezielt, sondern eher unbewusst. Viele Babys lächeln, nachdem sie gefüttert oder gewickelt wurden, was viele Eltern als ein Zeichen von Zufriedenheit und Wohlgefühl ihres Kindes ansehen. Es ist sehr wichtig, dass Eltern sich in dieser Zeit viel mit ihrem Nachwuchs beschäftigen, denn das fördert die motorische und kognitive Entwicklung unheimlich. Ob Lieder singen, mit den kleinen Händchen klatschen oder Geschichten vorlesen – Babys lieben Geräusche und Berührungen und machen dabei meist ihre ersten kleinen lustigen Laute. Vermehrt schauen sie im Zimmer umher, machen neue Eindrücke und sind neugierig was die Welt um sie herum alles bereithält.

Mittlerweile haben Babys in diesem Alter einen Schlaf- und Essrhythmus entwickelt. Noch immer schlafen sie rund 15 Stunden täglich, wobei es mehrere Phasen gibt, in denen sie sehr wach und aktiv sind. Meistens machen sie mehrere Nickerchen über den Tag verteilt. Für Eltern empfiehlt sich, dass sie Rituale für das Zubettgehen am Abend finden, an die sich das Kleinkind mit der Zeit gewöhnen kann. Dazu zählen zum Beispiel ein warmes Bad oder das Abspielen einer Musik-CD.

Mit jeder neuen Lebenswoche steigt auch der Hunger eines gesunden Babys. Die beste Nahrung in den ersten drei Monaten ist natürlich die Muttermilch, jedoch kommt es häufig vor, dass das Kind nicht wirklich satt wird oder die Mutter das stärker werdende Saugen ihres Kindes als schmerzlich empfindet. Dann kann zusätzlich Flaschennahrung zum Einsatz kommen, die aufgewärmt wird und ebenfalls wichtige Vitamine und Nährstoffe enthält. In den ersten drei Monaten muss Nahrung gekauft werden, die für das Baby angemessen ist. Dazu zählen Produkte auf denen eine 1 oder das Wort “Pre” zu lesen ist. Ist man als Elternpaar nicht sicher, sollte man in jedem Fall nachfragen. Das Kind benötigt in den ersten Lebensmonaten lediglich Milch, um satt zu werden. Muss man die Windel zirka sechs Mal am Tag wechseln, kann davon ausgegangen werden, dass das Baby ausreichend gegessen und gut verdaut hat.

Die Entwicklung vom vierten bis zum sechsten Monat

Mittlerweile ist der kleine Wonneproppen sehr mobil und entwickelt fast täglich neue beeindruckende Fertigkeiten. Größere Geschwister finden mehr Gefallen daran mit dem Baby zu spielen, da es schon “mitspielen” kann und seine Freude darüber auch mit einem lauten Lachen klar zeigt.

Ab dem vierten Monat haben Kinder ihren Körper besser unter Kontrolle und sind auch schon kräftig genug ihren Oberkörper zu stemmen und sich auf die Seite zu rollen. Sie greifen nach allem, was sie erreichen können, weshalb Eltern gut darauf aufpassen sollten, was sich in Reichweite des Kindes befindet. Es kann auch schon mal vorkommen, dass die Brille des Vaters oder der Ohrring der Mutter blitzschnell in die kleinen Hände gelangen. Kinder in diesem Entwicklungsstadium brauchen viel Freiraum, denn sie lieben es, sich zu bewegen und wie wild herumzustrampeln. Daher ist es immer gut, wenn man als Eltern einfach eine große Decke auf den Boden legt und sich gemeinsam mit dem Nachwuchs für eine Stunde darauf ausbreitet. Altersgerechtes Spielzeug, wie Rasseln oder große Bauklötze, sollten natürlich nicht fehlen, denn diese wecken die Faszination und Spielfreude des Babys. Kinder im Alter von vier bis sechs Monaten finden Gefallen daran, alles mindestens fünf Mal auszuprobieren ohne dabei Langeweile zu verspüren. Sie lernen mit jeder Wiederholung mehr über die Gesetze der Welt, finden heraus, dass ein Ball rollt oder das eine Rassel laute Geräusche macht, wenn man sie nur kräftig schüttelt. In diesem Alter nehmen Kinder auch gerne alles in den Mund, daher ist es wichtig, dass man keine Kleinteile oder schadstoffreiche Gegenstände in der Nähe platziert. Das wohl beliebteste Spiel der kleinen Kinder ab zirka 5 Monate ist das “Guck-Guck”-Spiel, was immer große Freude bereitet, aber auch sehr lehrreich ist. Kinder in diesem Alter können auch schnell frustriert sein und ihrem Unmut Luft machen. Sie wissen mittlerweile, dass die Mama kommt, wenn sie anfangen zu schreien oder der große Bruder ihnen das Spielzeug überlässt, wenn sie wütend strampeln. Sie entdecken auch die Vielfalt verbaler Ausdrucksmöglichkeiten. Zwar können sie noch lange nicht sprechen, aber beginnen zu brabbeln und zu imitieren. Eltern sollten in diesem Entwicklungszeitraum ihrem Nachwuchs den Begriff “Nein” langsam verständlich machen, denn Kinder beginnen sich für Verbotenes und Gefährliches zu interessieren. Vier- bis Sechsmonatige liebes es in Gesellschaft zu sein und finden auch Gefallen daran im Mittelpunkt zu stehen. Es ist jedoch wichtig, dass sie nicht mit zu vielen Reizen überflutet werden, weil sie sie noch nicht wirklich schnell verarbeiten können.

Die Bindung zur Mutter ist sicherlich besonders eng, weshalb es wichtig ist, dass auch der Vater viel Zeit mit seinem Sprössling verbringt. Man sollte spezielle Rituale einführen, die zum Beispiel ausschließlich dem Vater zugeschrieben sind (zum Beispiel das abendliche Baden oder das Vorlesen einer Gute Nacht Geschichte).

Der Schlafrhythmus eines Kindes in diesem Zeitraum wird nun vom Nachtschlaf dominiert, wobei die Schlafdauer von Kind zu Kind unterschiedlich ist. Im Idealfall schläft das Baby bis zu sieben Stunden am Stück durch, wobei dies relativ selten der Fall ist. Eltern sollten ihre Babys nicht zu lange am Tag schlafen lassen, damit es Nachts besser schlafen kann. Auch das langsame Abgewöhnen von der Nachtflasche trägt dazu bei, dass Kinder in diesem Alter mehrere Stunden durchschlafen.

Noch immer ist die Milch das beste und ausreichende Nahrungsmittel für die Babys. Ab dem fünften Monat können Eltern jedoch schon mit Beikost beginnen, wie Obst-Brei oder Gläschen. Die meisten Produkte sind auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmt und sehr gesund. Auch auf das Trinken können Kinder in diesem Alter nicht mehr wirklich verzichten. Wasser oder zuckerfreie Tees und Säfte sind gut geeignet, damit das Baby seinen Durst stillen kann.

Eltern sollten mit ihrem Nachwuchs zu dieser Zeit unbedingt zur U4-Untersuchung. Der Kinderarzt kontrolliert an diesem Tag die Sinnesentwicklung des Kindes und frischt die Impfungen auf. Es ist interessant zu wissen, dass Babys langsam ihren Nestschutz verlieren, das heißt, ihr Immunsystem muss sich nun selbst entwickeln und stärken. Das führt nicht selten dazu, dass gerade in dem Alter von vier bis sechs Monaten Krankheiten verhäuft auftreten und das Baby sich leicht anstecken lässt. Eltern sollten besonders darauf achten, dass keine Gäste mit einer Erkältung oder anderen ansteckenden Krankheit in die Nähe des Babys gelangen.

Erstaunliche Entwicklungsschritte vom siebten bis 12. Monat

Menschen, die das Kind nach mehreren Monaten das erste Mal wiedersehen, werden sicherlich erstaunt sein, wie groß und kräftig es mittlerweile geworden ist. Durchschnittsgröße eines achtmonatigen Kindes sind 70 Zentimeter, es hat niedliche Pausbacken und bereits erste Zähnchen. Nichts erinnert mehr an den kleinen Säugling, den man durch die Wohnung tragen und in den Schlaf schaukeln musste.

Kleinkinder im Alter von sieben und acht Monaten starten immer wieder erste Sitzversuche und sind bereits in der Lage sich von dem Rücken auf den Bauch zu drehen. Sie beobachten ihre Umwelt mit großen Kulleraugen und interessieren sich für alles, was sich bewegt, leuchtet und laut ist. Viele Kinder in dem Alter beschäftigen sich sogar schon ganz alleine mit ihrem Spielzeug, stapeln Türmchen und stecken Dinge ineinander. Für Eltern empfiehlt sich, Stapelbecher oder einen Steckwürfel anzuschaffen, Spielzeug, welches in jedem Fall in den kommenden Monaten vermehrt zum Einsatz kommen wird. Auch der so genannte Pinzettengriff ist bei vielen Achtmonatigen zu beobachten. Sie greifen nach winzigen Dingen, wie Fusseln oder Schnipseln und freuen sich darüber, wenn sie es zwischen den kleinen Fingern sehen. Das Robben ist bei Kleinkindern unheimlich beliebt und eine gute Möglichkeit, der Mama zu folgen oder interessante weiter entfernte Dinge zu erreichen. Ab dem 10. Monat kann dieses Robben bereits ins Krabbeln übergehen, wobei dieser Entwicklungsschritt von Kind zu Kind unterschiedlich ist. Eltern sollten sich keine Sorgen machen, wenn der Nachbarsjunge im gleichen Alter bereits erste Stehversuche wagt, während das eigene Kind noch durch die Wohnung robbt. Oftmals geht es schneller, als man denkt und einige Dinge werden einfach übersprungen. Der Nachwuchs wird in jedem Fall fleißig üben, sich überall hochziehen und festhalten.

Mittlerweile finden die Wonneproppen großen Gefallen an längeren Spaziergängen im Kinderwagen oder auch im Fahrradsitz. Es macht ihnen Spaß, neue Dinge zu entdecken und die frische Luft tut natürlich auch sehr gut.

Ist das Kind zehn Monate alt, interessiert es sich für viele Dinge, hört gerne zu, tanzt und imitiert. Es wird wahrscheinlich mit seinen Spielzeugen schmeißen und hat bereits erste Wörter für gewisse Gegenstände abgespeichert. Es ist sehr wichtig, dass Eltern oder größere Geschwister viel mit dem Kleinkind reden und so sein Interesse auf Neues wecken. Sätze, wie “Na schau mal, das ist aber ein schöner Ball!” sind besonders hilfreich und fördern die kognitive Entwicklung des Nachwuchses enorm. Gerne schauen sich die Kleinen Bücher und Fotos an und zeigen auf alles, was sie faszinierend finden und gerne haben möchten.

So langsam beginnen die Kinder zu plappern und Eltern können es kaum erwarten, bis endlich das erste richtige Wort herauskommt. So um den zehnten Monat können die meisten Kinder mit dem Kopf nicken, winken anderen zu, halten sich die Hände vor den Augen und eifern den Größeren nach. Da sich Eltern und Großeltern über diese Entwicklungsschritte meist riesig freuen und dies mit Lob und Freude ausdrücken, ist das Kleinkind natürlich sehr motiviert, sein Umfeld über lange Zeit weiterhin zu begeistern, denn es steht eben gerne im Mittelpunkt.

Auffällig in diesen Lebensmonaten ist das Fremdeln, was nun häufiger auftritt. Sobald viele fremde Personen in der Nähe sind, ist das Kind eingeschüchtert und eher stumm. Vermehrt versteckt es sich hinter der Mutter und klammert sich regelrecht an Bindungspersonen. Dies ist auch beim täglichen Zubettgehen sehr zu beobachten. Sobald die Eltern das Kinderzimmer verlassen, beginnt der Nachwuchs aus tiefster Kehle zu schreien, weil es die Trennung nur schwer verkraften kann. Es ist daher ratsam mit dem Kind eine Gute Nacht Geschichte zu lesen oder noch ein wenig zu kuscheln, bevor man das Licht ausknipst und es alleine lässt (meistens ist das Kleinkind dann sogar schon eingeschlafen).

Noch immer sind durchschnittlich 13 Stunden Schlaf täglich für Kinder in diesem Alter normal. Man merkt als Eltern sofort, wenn das Kind müde wird, weil es schnell quengelig wird und sich vermehrt die Augen reibt. Ein oder zwei Nickerchen am Tag sind völlig ausreichend, damit es die Nacht durchschläft.

Mittlerweile muss das Kind nicht mehr nur von Milchfläschchen ernährt, sondern kann ab dem siebten Monat auch mit kleinen Häppchen, Gläschen und Brei gefüttert werden. Natürlich ist die Milch aber immer noch ein wichtiges Nahrungsmittel, denn sie beinhaltet wichtige Vitamine und Kohlenhydrate, die für die Entwicklung des Kindes von großer Bedeutung sind. Also auf keinen Fall sollte auf Milch verzichtet werden. Ab dem zehnten Lebensmonat kann der Nachwuchs bereits am Familientisch sitzen und auch mitessen. Natürlich sollte die Nahrung püriert werden, denn noch immer können Kinder nicht richtig kauen. Es ist auch völlig in Ordnung dem motivierten Wonneproppen bereits einen kleinen Löffel in die Hand zu drücken, denn er möchte ja auch schon groß sein und nicht mehr gefüttert werden. Meistens essen sie dann aber mit den Fingern, weil es doch noch nicht so wirklich klappt.

Kurz vor dem ersten Geburtstag können viele Kleinkinder schon stehen, oder versuchen es zumindest immer wieder. Sie sind bis zu 80 Zentimeter gewachsen und haben schon mehrere Zähnchen, die geputzt werden sollten.

Die wichtigen kinderärztlichen Untersuchungen U5 und U6 stehen in diesem Zeitraum an.

familien-frage.de

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